Black Puty von Wiesenhof

Vier Minuten.

Vier Minuten lang stand mir der Mund offen, nachdem der Werbespot von Black Puty erstmals über meinen Bildschirm geflimmert war. In diesen vier Minuten setzte mein Hirn aus, Regungen verhakten sich ineinander, Emotionen lieferten sich eine Keilerei, das Stammhirm bezweifelte, ob all das mühsam in den Jahren meines Lebens erlernte unnötig gewesen sei. Es herrschte Stillstand und Verzweiflung, shock and awe. Ich hätte noch nicht einmal mitbekommen, wenn in dem Moment der HSV mit einem 4:3 in Bremen Deutscher Meister geworden wäre. Mein Leben zog an mir vorbei.

black puty

War es echt? Ist es eine Verarschung? Oder hat dafür etwa jemand Geld bekommen? War jemand am Prozess beteiligt, der schon die Grundschule hinter sich gebracht hat? Durfte ein Praktikant in seiner zweiten Woche einen ganzen Spot machen? Der Spot sah bei der Abnahme ganz anders aus: Jemand ist gefeuert worden und hat als letzte listige Rache an seinem Arbeitgeber Millionen in diesen Schrott versenkt, ohne dass es jemand mitbekommen hat? Es ist ein technischer Fehler? Black Puty auf Black Betty zu reimen, ist das Ergebnis einer verlorenen Wette des Chefs von Wiesenhof mit seiner Frau? Black Betty nachsingen zu lassen anstatt das Original zu nehmen hat etwas mit dem Etat zu tun, der schon für die Erstellung der aufwendigen eigenen Homepage draufging (auf der man den ganzen Spot bewundern darf – aber Achtung: Schnaps bereitstellen)? Die Darsteller wurden unter starke Drogen gesetzt, um das Gefühl zu vergessen zu machen, eine Wurst anzuschmachten, könnte ihre Karriere ruinieren? Ist es eine geheime Message von Obama an den Russischen Ex-Premier? Hat Hape Kerkeling nach Möbel Höffner einen neuen Werbevertrag und tanzt jetzt als Putenwurst durch Berliner Hochhauswohnungen? NEIN??

Verantwortlich sind nicht nur die Leute von Wiesenhof, sondern auch von der Agentur KD&P. WuV sagt: „Mit der Farbe schwarz will Wiesenhof ein hochwertiges und edles Image transportieren, das sich auch im Geschmack wiederfinden soll. Laut Unternehmen ist das Verpackungsdesign „ein absolutes Novum im Kühlregal“.
Bill Hicks sagt: „Is anyone of you in Marketing? Kill yourself!“
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Now playing: Blur – Advert
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8 Antworten to “Black Puty von Wiesenhof”


  1. 1 Archie Leech Mittwoch, 13. Oktober 2010 um 10:37 am

    Black is putyfull.

    Und ich putze mir jetzt die Zähne mit einer Bohrmaschine.

  2. 2 R2k Montag, 1. November 2010 um 2:23 pm

    Und schmecken tuts scheiße.

    Durch diese Großspurige Mitteilung, daß es das Zeugs auch in „Chili“ gibt, sprang ich auf den „Mal sehen ob es tatsächlich ein wenig kitzelt“-Testzug auf. Nun gut, wie erwartet ist dort genausoviel Schärfe zu schmecken wie die Oma im Altersheim mit Strapsen, aber viel mehr, daß dieses Putenzeugs generell den Geschmack von, hmmm, NICHTS hat.
    Von daher passt die Werbung wieder voll zum propagierten Produkt.

  3. 3 Iwo Donnerstag, 18. November 2010 um 10:43 am

    Ich habe selten ein bescheuerteres Produkt-Branding und einen dämlicheren TV-Spot dazu gesehen. Das alles ist ein absolutes Nicht-Kauf-Argument. Differenzierung ist OK. Aber bitte kein hirnloses „Hauptsache anders“. Diese Werbung könnte allerdings der Knaller auf einer Bad Taste Party werden. Immerhin ;o)

  4. 4 Sascha Krause Dienstag, 30. November 2010 um 10:54 pm

    Ich hab den Mist noch gar nicht probiert…
    Meine Frau ist gebürtige Singhalesin und versteht etwas von RICHTIGER Schärfe!
    Apropos ’scharf‘:
    viel schärfer find ich ja die Tatsache, daß sich die Damen und Herren der Werbefirma auch keinen Kopf gemacht haben, was dieser ‚Anglizismus‘ eigentlich bedeutet:
    ‚puty‘ ist englisch und eine ‚Ghetto-Verformung‘ des Slang-Wortes ‚poontang‘, was so viel wie ‚Punze‘ bedeutet…

    … und sowat soll ick mir uffe Stulle packen??? Nenenene…
    … so was nenn ick mal ‚bad taste‘ =)

  5. 5 Birgit Samstag, 12. Februar 2011 um 8:53 pm

    Eigentlich hätte man drauf kommen müssen. Der Spot ist scheiße und das Produkt genauso. Aber nein, in meiner Neugier habe ich dafür auch noch Geld ausgegeben. Mit Pute hat dieser Mist nichts mehr zu tun. Wiesenhof hat wahrscheinlich in der hintersten Ecke im Kühlhaus noch irgendwelche Reste gefunden und diese geräuchert. Möchte mal gerne wissen, was alles in den Räucherofen mit rein kommt. Wer dieses Rezept kennt, kann alles was nicht mehr weglaufen kann als neues geschmackvolles Lebensmittel vermarkten. Ich gratuliere Wiesenhof zu dieser neuen chemischen Substanz.


  1. 1 Neues aus der Wortspielhölle « gnaddrig ad libitum Trackback zu Freitag, 17. August 2012 um 8:18 am
  2. 2 Neues aus der Wortspielhölle | gnaddrig ad libitum Trackback zu Dienstag, 21. Oktober 2014 um 9:30 pm
  3. 3 Neues aus der Wortspielhölle | gnaddrig ad libitum Trackback zu Freitag, 20. April 2018 um 3:46 pm

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