Posts Tagged '11. Arrondissement'

Hotel Standard in Paris

Endlich mal wieder ein neues Hotel in Paris!

Es trägt den total bescheuerten Namen „Standard Hotel“ und schimpft sich Designhotel. Naja, egal. Das Ding ist: Ich habe nichts auszusetzen und kann nur sagen: So mag ich das. Das Zimmer ist klein, aber schön. Das Bett ist ausgezeichnet, das Bad sauber und groß genug. Es gibt kostenloses WLAN auf dem Zimmer, das Frühstück ist ordentlich – Standard halt.

Das gesamte Hotel ist in schwarz-weiß gehalten: Weiße Wände, schwarzer Teppichboden, schwarze Tagesdecke auf dem weißen Bett etc. Das muss nicht jedem gefallen, aber es nervt auch nicht. Nur die lichtdichten Vorhänge knallen orange rein, und das tut gut.

Standard Hotel Paris, Zimmer Standard Hotel Paris, Fassade Hotel Standard Frühstück

Das Hotel liegt spitze: Mitten im 11. Arrondissement, umzingelt von Bars und Restaurants, alles voll mit jungen Leuten. An der Haltestelle Bastille hält so ziemlich alles, was halten kann (außer der stinkigen RER), und zu Fuß kann man eigentlich auch alles mögliche erkunden.

Natürlich gibt es wieder so ein paar Sachen, bei denen ich mich frage, mensch Leute: Selbst mal ausprobiert? Eine würfelförmige Seife sieht vielleicht gut aus, aber den Zweck einer Seife zu erfüllen, macht sie sich damit zugleich unendlich schwer. Und ein chicer eingelassener Kleiderschrank, der zu klein ist für ein Sakko… also echt.

Aber darüber schaue ich gerne hinweg. Der Preis ist gesalzen, aber artgerecht – und wenn man ein gutes Angebot erwischt, ist das Haus absolut empfehlenswert.

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Now playing: Death Cab for Cutie – Brothers On a Hotel Bed
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It’s a free world…

Ken Loachs neuer Film heißt „It’s a free world…„, und ist so depremierend wie, puh, immer. Zentrale Figur des Films ist Angie, eine derbe Engländerin (erfüllen die beiden Worte eigentlich inzwischen die internationalen Synonymiekriterien?), vom Arbeitszwang in einer rücksichtslosen Welt überforderte Mutter, die gerade mal wieder den Job verliert.

Sie entscheidet sich, ihr im letzten Posten angesammeltes Wissen zu nutzen, macht gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin ein Büro auf (oder so etwas ähnliches) und besorgt englischen Arbeitgebern billige Arbeitskräft aus aller Herren Länder. Von nun an schauen wir ihr dabei zu, wie sie ungebremst immer tiefer hinein gerät in einen teuflischen Strudel aus Betrug, Skrupellosigkeit und moralischem Verfall, wie sie sich mit ihrer Familie überwirft, ihren Sohn vernachlässigt und fast verliert, wie ihre Freundin und Mitbewohnerin schlussendlich das Handtuch wirft, und ihr auch der einzige Verbündete, einen ihrer Schützlinge, am Ende den Rücken zukehrt.

It’s a free world

Ich habe den ganzen Film darauf gewartet, dass Angie durch sich, das Leid, dass sie ihren Lieben zufügt oder wenigstens doch ihre Geschäftspartnerin irgendwie dahinter kommt, dass es so nicht laufen darf, wie es bei ihr läuft. Aber keine dieser möglichen Triebfedern, die alle da sind, ist stark genug, um das Ruder herumzureißen. Und Ken Loach macht das super: Jedes Mal war ich verblüfft, mit welcher Selbstverständlichkeit sich gerade nichts zum Guten wendet, alles nur immer schlimmer wird und ich immer unangenehmer betroffen im Kinosessel hin- und herrutschte.

Als der Film vorbei war, mochte ich niemanden, der an der Geschichte beteiligt war: Angie nicht, Rose nicht, ihren Vater nicht, ihren Sohn nicht, und noch nicht einmal die betrogenen Arbeitsmigranten kamen so richtig gut weg- ich verließ das Kino und wollte einfach kein Teil der Welt sein, in der der Film spielte. Und wenn es nur zu einem geringen Maße die Realität wiederspiegeln sollte, dann auch nicht. Das fatale ist: Es ist wahrscheinlich genau so.

P.S. Kinobesuchern, die Gefallen daran finden, verschiedene Britische Akzente und Dialekte zu hören, denen kann ich den Film auch aus diesem Grunde (im OmU) empfehlen. Hammerhart, was der Kneipenwirt Andy (so herrlich hohl verkörpert durch den mir bisher nicht bekannten schottischen Komödianten Raymond Mearns, dass auch er einem nich sympathisch wurde) von sich gibt.

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Now playing: Kitchens of Distinction – Drive That Fast
via FoxyTunes

Hotel Le Quartier République, Paris

Tja, umpf. Ich bin im Hotel Le Quartier (République, Marais) in der Rue Jean-Pierre Timbaud im 11. Arrondissement. Es ist das eine von zwei Brüderhotels des von mir so geschätzten Le General. Das liegt nur einen Steinwurf von hier entfernt, und hat doch recht wenig mit dem ersteren gemein: Die Fassade ist hübsch schlicht mit Hang zu unscheinbar, das Entrée klein und recht eng, die Fahrstühle lassen allen jenen besonderen Charme vermissen, den das General auszeichnen, und auch die Zimmer sind irgendwie so – normal.

Man merkt an einigen Details natürlich, dass es derselbe Betreiber ist, der dahinter steckt, aber über den dekorativen Willkommensapfel kommt es kaum hinaus.

Hotel Le Quartier Paris 01
Hotel Le Quartier Paris 02

Immerhin: Die Metrostation Parmentier liegt näher und ist schöner. Und das Hotel ist etwas günstiger und immernoch vergleichsweise gut eingerichtet. Ich war schon einmal im benachbarten Hotel Cosmos, und dort spürt man jeden Euro, den man spart.

Summa summarum ist das hier ein anständiges Hotel für den Preis (nicht, dass es günstig wäre, aber wir sind ja in Paris), aber wenn es geht, sollte man auf jeden Fall ein Zimmer im General buchen.
Nun fehlt mir noch das Haus Bunde (Le Quartier Bastille), das ist nächste Woche dran. Wir werden sehen.

Jetzt muss ich mich erstmal von dem Schock erholen, dass ich vorhin Muskelmagen im Salat hatte.
Kann ich ja nicht wissen.

Hotel Le General, Paris

Da ich die Angewohntheit habe, bei meinen Parisbesuchen immer mal die Gegend zu wechseln, habe ich im Laufe der Jahre viele Hotels kennengelernt. Es gibt in der Preisklasse, die unsere Spesenordnung vorsieht, einen gewissen Standard, der beinahe alle Hotels gleich erscheinen lässt (immer dieselbe Deko, immer dasselbe Frühstück usw.).

Jetzt aber bin ich gerade zum vierten Mal im Hotel Le General in der Rue Rampon und habe hiermit endgültig meinen Favoriten gefunden.

Das Hotel liegt in einer kleinen Seitenstraße direkt beim Place de la République, somit schon mal strategisch sehr gut: Die Metro ganz nah, von den vielen Restaurants und Bars rund um den riesigen Platz ganz zu schweigen. Ein paar Schritte entfernt liegt auch die Rue Jean-Pierre Timbaud, über die ich hier schon einmal berichtet habe. Wer lieber auf dem Zimmer etwas Essen möchte, kann sich im direkt ums Eck gelegenen Monop‘, dem kleinen, sündhaft lecker ausgestatteten Ableger von Monoprix eindecken (geöffnet immer bis Mitternacht).
Am Morgen gibt es eine schöne Laufstrecke am Canal St. Martin entlang, das gibt es nur selten in Paris.

Natürlich gibt es auch Dinge, die nicht so toll sind: Der Plastikstuhl etwa, auf dem ich gerade sitze, oder die nervige Loungemusik, die zum Frühstück immer läuft. Aber das tritt in den Hintergrund, denn dasselbige ist nicht üppig, aber lecker, und außerdem gibt es dazu jeden Morgen den Guardian – da ist meine Welt eh in Ordnung.

Hotel Le General in Paris Zimmer im Hotel Le General in Paris Fahrstuhl im Hotel Le General in Paris

Auf den modernen, dezent eingerichteten Zimmern kann man kostenlos WLAN nutzen, das Bad ist chic (die kleine silberne Quietscheente darf man mitnehmen), die Betten bequem. Im Keller gibt es einen Fitnessraum: Ja meine Güte – was will man mehr?

Zum Beispiel mehr solcher Hotels, und glücklicherweise gibt es noch zwei weitere vom selben Betreiber, ganz hier in er Nähe. Meine beiden ersten Aufenthalte in 2008 verbringe ich dort – ich werde berichten.

June et Jim, Chat Noir

Gerade berichtete ich doch von den Vorzügen der Rue Jean-Pierre Timbaud, und dann gleich heute abend: Zack! Volltreffer.

Geh ich so die Straße entlang und kann mich nicht entscheiden, wohin mit mir. Komme ich so am Chat Noir vorbei und sehe, dass es heute abend ein Konzert geben würde „June et Jim“, natürlich nie gehört, aber vorher einen Salat mit warmem Schafskäse, und dann: Warum nicht?

Also ging ich nach dem Verzehr in den Keller der netten Kneipe, genannt „La Cave“, und staunte nicht schlecht, als ich sah, dass der Raum mit schätzungsweise 20 Leuten besetzt und damit auch eigentlich ziemlich voll war. Vorne saß dann die Franzosenkombi, von der man immer träumt: Er, sympathischer Kauz und sie, Typ aparte Kunststudentin, um sich herum viel zu viele Instrumente geschart für zwei Musiker. June und Jim also.

June et Jim en direct Paris 09/11/07

In meiner Unfähigkeit, Musik zu beschreiben, sage ich mal, es ist eine Mischung aus Matthew Herbert und Yann Tiersen: Ruhig, verspielt, traurig, schräg, leise, überraschend. So. Und schließlich war es erst das zweite Mal dass ich (nach Matthew Herbert) so intensiv dieses Live- Sampling erlebt habe, bei der die Instrumente zu Beginn eines Liedes kurz angespielt werden, um dann vom Sampler durchzulaufen, und zum anderen war es das zweite Mal (nach Yann Tiersen), dass ich dieses Glockenspiel oder weiß der Kuckuck wie das heißt gesehen habe, das so aussieht wie ein Sekretär aus „Liebling ich habe die Kinder geschrumpft“. Und schließlich kann er, genau wie Matthew Herbert und Yann Tiersen, nicht so toll singen und holt sich daher Verstärkung in ansehnlicher weiblicher Form. Nicht doof und sehr charmant.

Irgendwann wurde auch noch ein Stück auf Spanisch gespielt, und es kam heraus, dass sie dicke Spanienverbindungen haben, insbesondere nach Barcelona, weswegen sie dort demnächst auch spielen werden. War irgendwie klar.

Also ich finde, die beiden ruhigen Mulittalente wären auch mal was für uns. About Songs oder Live in the Living vielleicht. Man weiß ja nie.

Und ich finde, dieses Leben, in dem man unverhofft in solche Dinge tapert, wenn man nur die Augen offenhält und auch mal ja sagt, wenn man nein fühlt, das ist schon ein gutes Ding.


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